
Der Gebert-Indikator

Aktueller Stand des Gebert Indikators
4 Punkte ( 11. Feb. 2025)
Position wird weiter gehalten!


Thomas Gebert Börsenindikator: Ein Überblick und seine Teilindikatoren
Der Thomas Gebert Börsenindikator ist ein umfassendes Instrument zur Einschätzung der aktuellen Marktlage. Entwickelt Anfang der 90er Jahre von dem Finanzexperten Thomas Gebert, hat der Indikator das Ziel, Anlegern eine Orientierung zu bieten, ob die Börse sich in einer günstigen oder ungünstigen Phase befindet. Dabei basiert der Indikator auf mehreren Teilindikatoren, die zusammen eine präzise Einschätzung ermöglichen.
Ziel dieser Arbeit
Der Indikator wurde vor über 30 Jahren anhand von Backtests entwickelt. Die Ergebnisse konnten sich damals mehr als sehen lassen. Von 1962-1992 hat die Strategie etwa 790% gemacht. Reines Buy-and-Hold lieferte im selben Zeitraum nur etwa 200%, also eine deutliche Underperformance. Ich habe mir die Arbeit gemacht, den Indikator nachzubauen und die Trades rauszuschreiben. Wie die "realen" Ergebnisse aussehen, erfahrt ihr weiter unten. Kann die Strategie den Dax weiterhin outperformen.
Wie funktioniert der Gebert Börsenindikator?
Der Indikator vereint verschiedene wirtschaftliche und marktrelevante Faktoren, um die Stimmung an den Börsen zu messen. Ein Vorteil dieses Systems ist, dass es nicht nur auf kurzfristige Schwankungen reagiert, sondern einen langfristigen Blick auf die Marktbedingungen wirft. So können Anleger besser einschätzen, wann es sinnvoll ist, in den Markt zu investieren oder eher abzuwarten. Der Gebert-Indikator ist für den deutschen Aktienmarkt konzipiert und funktioniert auch nur mit dem DAX.
Die Teilindikatoren des Gebert Börsenindikators
Der Gebert-Indikator setzt sich aus 4 Schlüsselfaktoren zusammen: Zinsen, Inflation, Dollar-Eurokurs, Saison. Jeder einzelne Teilindikator gibt alleine schon Aufschluss darüber, wie sich verschiedene Aspekte der Wirtschaft und des Marktes entwickeln und wie diese den Börsenmarkt beeinflussen könnten. Im Verbund ist die Aussagekraft umso stärker. Ein Indikator kann jeweils 0 oder 1 Punkt erzielen, insgesamt ergibt sich so ein Wert zwischen 0 und 4 Punkten. Ein Gesamtwert von 0 oder 1 Punkt signalisiert einen Verkaufszeitpunkt oder eine Phase ohne Investitionen, während 3 oder 4 Punkte ein Kaufsignal und eine investierte Phase anzeigen. 2 Punkte bestätigen das letzte Signal, ohne eine Änderung vorzunehmen. Der Indikator wird monatlich ermittelt, was zu 12 Auswertungen pro Jahr führt.
Zinsen: Der Gebert-Indikator bewertet den letzten Zinsschritt der Europäischen Zentralbank (EZB). Wenn der letzte Zinsschritt eine Senkung war, gibt es dafür einen Punkt. Wenn der Zinsschritt nach oben ging, gibt es null Punkte. Dies spiegelt die geldpolitische Ausrichtung wider und hilft dabei, die Richtung der wirtschaftlichen Entwicklung zu bestimmen.
Inflation: Die Inflation, gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex von Eurostat für die Eurozone, wird ebenfalls berücksichtigt. Wenn die Inflationsrate für den aktuellen Monat unter der des gleichen Monats im Vorjahr liegt, gibt es einen Punkt. Ein Anstieg der Inflation oder ein Gleichstand im Vergleich zum Vorjahr wird mit null Punkten gewertet. Es ist wichtig zu beachten, dass die von Eurostat veröffentlichten Zahlen zunächst Schätzwerte sind und erst 14 Tage später als endgültig gelten, was den Teilindikator in der Praxis um einen Monat verzögert.
Dollar-Eurokurs: Dieser Teilindikator bewertet die Wechselkursentwicklung zwischen dem US-Dollar und dem Euro. Wenn der US-Dollar gegenüber dem Euro höher steht als vor einem Jahr, erhält der Gebert-Indikator einen Punkt. Ein gleich hoher oder niedrigerer Kurs wird mit null Punkten gewertet. Hier wird der Reziprok-Wert des Dollar-Euro-Kurses verwendet, der von der Deutschen Bundesbank ermittelt wird, um die Wechselkursveränderung korrekt zu berechnen.
Saison: Der saisonale Teil des Gebert-Indikators berücksichtigt den Zeitraum vom 1. November bis zum 30. April, der traditionell als eine günstige Zeit für die Börse gilt. In diesem Zeitraum wird ein Punkt hinzugefügt. In den übrigen Monaten des Jahres (Mai bis Oktober) gibt es null Punkte. Dieses Prinzip beruht auf der sogenannten "Sell in May"-Regel, die besagt, dass Anleger tendenziell im Frühling verkaufen und den Sommer über inaktiv bleiben.
Daten und Datenquellen
Ich musste schnell merken, dass die Daten von unterschiedlichen Quellen, leicht unterschiedliche Ergebnisse und Trades liefern. Bezüglich der Daten des DAX gibt es immer wieder leichte Abweichungen. Hier benutzte ich die Monatsschlusskurse aus dem Trade Navigator. Die Daten sind qualitativ sehr gut.
Größere Unterschiede gab es im Hinblick auf die Inflation. Benutzt man die deutsche Inflation anstatt die im europäischen Raum, kommen schlechtere Ergebnisse zustande. Da die ursprüngliche Version des Indikators die deutsche Inflation einbezieht, ist dies schon etwas ungewöhnlich.
Hier sind die Links und Quellen der verschiedenen Daten:
- Dax (Monatsschlusskurse): Trade Navigator
- Inflation (HICP Index Euro Area): ICP.M.U2.N.000000.4.ANR | ECB Data Portal
- Zinsen (EZB): Key ECB interest rates
- Dollar-Eurokurs (Bundesbank Referenzkurs ab 1999; davor www.investing.com):¦ Deutsche Bundesbank
Resultate
Tabelle 1 gibt die Signale sowie die historischen Daten der letzten 2 Jahre wieder. Wie wir hier sehen gab es seit Ende 2022 6 abwechselnde Phase. Dies ist aber eher untypisch. Seit 1997 gab es nur 13 Trades, im Schnitt etwa 1 Trade in 2 Jahren.
Die Strategie ist etwa in 66% der Zeit im Markt. In der nicht-investierten Zeit kann man das Geld natürlich zusätzlich anlegen. Das habe ich ebenfalls simuliert. Tabelle 2 zeigt die Trades, die 2 Equities (Geld zusätzlich zu 3% investiert). Wie man sieht bringt dieses zusätzliche Investieren einen Mehrwert (823.719 vs. 1.099.2889), schließlich ist man zu 33% nicht in der Strategie. Zu erwähnen, dass man zu dieser Zeit auch kein Marktrisiko hat.
Die Performance des Gebert-Indikators liefert eine jährliche Performance von 9,28% gegenüber 7,22% seit 1997 im DAX ab. Das ist eine deutliche Outperformance gegenüber Buy-and-Hold. Aus 100000€ Kapital wurde im Laufe der 28 Jahre 1.099.289€, eine Verzehnfachung!
Ein wichtiges Kriterium für ein System ist natürlich der maximale Drawdown. Die Trades in den Jahren 2002 und 2003 machten den DD im Dax mit. Hier brauchte man starke Nerven, denn der Gebert Indikator bewahrt einen leider nicht zwangsläufig vor einem 60% DD. Weil man ab Frühjahr 2000 nicht mehr investiert war machte man den ganzen DD nicht mit (vom Hoch sogar 73%!). Dennoch versteht der Indikator, die DD niedriger zu halten. Es gibt sie auch weniger, da man in schwierigen Phasen an der Seitenlinie steht (z.B. 2007-2008 oder).
Fazit
Der Gebert Indikator liefert nach wie vor gute Ergebnisse. Viele Indikatoren und Strategien haben das Problem, dass die Resultate und der Effekt schwindet bzw. ganz verpufft. Das ist hier keineswegs der Fall. Seit 1997 konnte der Indikator den DAX outperformen. Es ist aber wie jeder Marktindikator, er liefert keineswegs perfekte Signale. Etwas, was man aber von keinem erwarten kann und sollte, zumindest auf längere Sicht. Was der Indikator liefert: er navigiert uns durch alle Marktphasen. Auch wenn man mal in einer Aufwärtsphase nicht mit dabei ist, so "erkennt" der Indikator doch wenn die "See anfängt zu stürmen".

Tabelle 1: Die Historie der 4 Teilindikatoren des Gebert Indikators sowie der Gesamtscore für die jeweiligen Monate

Tabelle 2: Die einzelnen Trades seit 1997 sowie die 2 Equities (Geld wurde nicht weiter investiert/ Geld wurde zu 3% angelegt)


Tabelle 3: Die Phasen (blauer Bereich) wo man im Dax (seit 1997) investiert war
